Vater Pauls Autos

Der geliehene NSU Prinz II von 1958!

Es fing Anfang der 1950er an...

Vater Paul (Baujahr 1925) wächst quasi im Auto auf.
Das liegt in erster Linie daran, dass sein Vater, also Opa Jakob, schon damals KFZ-Ingenieur ist und in den 1930ern als Betriebsleiter in der Opel-Niederlassung in Leipzig beschäftigt ist.

Der Apfel fällt bekanntlich nicht weit.......

Stolberg, Wuppertal und Leipzig sind Vater Pauls erste Lebensstationen. Er startet eine Lehre als Autoschlosser (heute Kraftfahrzeug-Mechatroniker/in - what a mouth full) und wird anschließend gleich mit der Panzertruppe nach Russland an die Front geschickt.
Zum Glück überlebt er das Disaster, sonst könnten diese Zeilen nicht geschrieben werden.
Die ersten Nachkriegsjahre sind hart und verschlagen Vater Paul (inzwischen mit kleiner Familie) 1950 wieder nach Stolberg.
Harte Arbeit kennzeichnet den Alltag; durchaus erträglich im Vergleich zu den schlimmen Jahren davor. Es geht aufwärts!

Vater Paul kann den NSU Prinz II im rechten Bild 1958 ausnahmsweise für einen Besuch nach Nothberg benutzen, weil der blaue Opel Olympia schon verkauft ist und der schwarz/weisse Olympia Rekord noch nicht fertig ist.

Aber der Reihe nach...


OPEL Olympia - 1950-53

Kennzeichen: AC - ?X 166 - (1488 ccm, 36 PS, Bj. 1952)

Also das ist so eine Geschichte, mit dem Olympia.
Wir wohnen ab 1952 in einer neuen Zweizimmerwohnung; wohlgemerkt mit vier Personen. Die Wohnung liegt Parterre links in einem Wohnblock mit 12 Mietparteien in unserem Eingang und je 6 Familien in den anderen beiden Eingängen.
Höre ich etwa: "Das kann doch nicht wahr sein!"? - Diese Wohnsituation ist zu dieser Zeit durchaus normal, denn die Leute sind froh, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben. Damals, das waren eben noch Zeiten!

Vater Paul schuftet als "Autoschlosser" knapp 60 Stunden die Woche. Etwa 1955 kommt er eines Abends mit ersten Autoteilen nach Hause. Er hat den blauen Opel Olympia als Unfallwagen erstanden und bastelt ihn jetzt nach Feierabend wieder zusammen.
So langsam wird der Platz unter den Betten und auf dem Schlafzimmerschrank knapp. Dann ist es soweit: Das gute Stück ist fertig!

Opel Olympia von 1951 Blaue Familienkutsche mit Oma Paula

Stolz wie Oskar kutschiert Vater Paul seine Familie durch die Gegend; anfangs noch mit roter Nummer.
Es ist geschafft. Es geht aufwärts!

Eifel-Picknick mit Nachbarn Eifel-Picknick mit Tante Elfriede

Von jetzt an fährt die ganze Familie sonntags zum Picknick in die Eifel. An so manchem lauschigen Plätzchen im Wald wird der Wagen geparkt, wohl gemerkt: immer in Sichtweite (Augenweide). Vater Paul baut mit geübten Handgriffen die vordere Sitzbank aus und hat so eine bequeme Couch, um gemeinsam mit Mutter Thea die Sonnenstrahlen zu genießen. Für uns Kids sind entsprechende Decken im Gepäck. Nää, wat jeht et uns jut!

Wenn die Nachbarn mit dabei sind, werden dann sogar 6 Menschen in den Opel Olympia geladen - frei nach dem Motto: Besser schlecht gefahren, als gut gelaufen!

Bald sind auch erste weitere Urlaubsfahrten möglich - toll.


OPEL Olympia Rekord - 1955

Kennzeichen: AC - CX 847 - (1488 ccm, 40 PS, Bj. 1955)

Vater Paul "sitzt" ja quasi "an der Quelle", wenn jemand sein Auto verkaufen will oder ein Unfallwagen hereinkommt.
Dazu kommt der Wunsch, möglichst das neueste Modell zu fahren. So ist es nicht verwunderlich, dass eines Tages ein anderes Auto vor der Haustür steht: Der Opel Olympia Rekord mit dem "Haifischmaul" mit 1500 ccm und 40 PS unter der Haube.

Opel Olympia Rekord von 1955 Edlere Familienkutsche

Opel Olympia Rekord Bj. 1955 in schwarz mit weißem Dach - welch edles Gefährt!

Winterfreuden im Eschweiler Wald Auch dieses Auto bringt die Familie regelmäßig am Wochenende zur Erholung in die Eifel.
Die Garage bzw. der Unterstellplatz ist in der Stadt. Das bedeutet 15 Minuten Fußmarsch, bevor eine Fahrt angetreten werden kann. Das ist normal!
Natürlich laufen nicht alle zum Auto hin. Vater Paul geht das Auto holen. Er ist schließlich auch der Einzige im Haushalt, der momentan den Führerschein hat.

Aber die Tage des Olympia Rekords in unserer Familie sind gezählt.
Vater Paul arbeitet schon am Nachfolger.


OPEL Rekord P1 - Baujahr 1957-1960

Kennzeichen: AC - CR 677 - (1488 ccm, 45 PS, Bj. 1958)

Anfang 1960 bekommen wir eine neue Wohnung: 3 Zimmer und nur noch 6 Mietparteien im Eingang. Was für ein Luxus. Geschlafen wird im Schlafzimmer (natürlich), im Wohnzimmer und im Klappbett in der Küche. Alles geht, damals!

Und Anfang der 60er ist auch das neue Auto ein Unfallwagen. Anders kriegst Du das, als Einzelverdiener mit zwei Kindern, nicht gebacken. Aber die Energie und die Motivation vorwärts zu kommen ist gewaltig. Nach den schlimmen Jahren des Elends und des Verzichts greift das Wirtschaftswunder langsam um sich. Und es kommt sogar irgendwie auch bei uns an.

Opel Rekord P1 von 1958 Vater Pauls ganzer stolz - mit Recht.

Vater Paul spielt bei seinen Autos gerne mit Farbe - von wem hat er das wohl?

Der P1 bringt uns weiter als die Autos vorher. Er ist ein modernes Auto mit 1500 ccm und 45 PS immerhin 5 mehr, als beim Vorgänger.

Ein kampferprobtes Team -damals

Übrigens: Der Bursche mit der kurzärmeligen Hose und den Birkenstock-Sandalen ist der Chronist im Alter von etwa 14 Jahren.

Opel Rekord P1 auf dem Rückweg von Ginzling nach Zell Ferienende.

Ford Taunus aus der gleichen Zeit. Für die Sommerferien 1961 ist eine Pension in Zell am Ziller (Tirol) gebucht. Vater macht mit dem Opel und der Familie jede Menge Erkundungsfahrten und läßt keine Passstrasse aus.

Die Rückreise führt über den Großglockner (3.798 m) wo uns die Hochalpenstraße in 2.504 m Höhe über "den Berg" bringt. Im Schnee wird Rast gemacht und es werden Autos "geknipst".


OPEL Rekord P2 - Baujahr 1960-1963

Kennzeichen: AC - AM 640 - (1,5 l, 50 PS, Bj. 1960)

Opel Rekord P2 - der ganze Stolz des Wirtschaftswunders 1962 gibt es wieder einen Unfallwagen, der die Familie auf den Stand der damaligen automobilen Opel-Technik bringt: Der Opel Rekord P2 mit 1500 ccm und 50 PS.

Graue Lackierung mit weissem Dach und natürlich Weisswandreifen. Das ist Pflicht in dieser Zeit; Wirtschaftswunderzeit eben.
Das ist auch die Zeit, wo Vater Paul den KFZ-Meister macht, per Fernlehrgang neben der Arbeit - well done!

Es wird auch viel gebaut auf der Birkengangstraße Aber vorher ist für die Sommerferien 1962 der erste Trip nach Kärnten geplant. Das Auto wird gut vorbereitet, also kleine Inspektion gemacht. Dann geht es auf die rund 1200 km lange Reise - non stop - versteht sich!
Autobahn bis München - quer durch München zur Salzburger Autobahn - Stau an der Grenze wegen Passkontrolle - Bahnverladung Böckstein/Mallnitz - Villach - Wörthersee - no problem!

Urlaub bei Familie Thaler in Schiefling am See "Die Autoschleuse Tauernbahn verbindet durch den Tauerntunnel das Gasteinertal in Salzburg mit dem Mölltal in Kärnten und ist die staufreie Alternative zur Tauernautobahn." - so spricht der heutige Werbetext.

Damals 1962 gibt es die Tauernautobahn noch nicht und die "Autoschleuse Tauernbahn" heißt schlicht: "Bahnverladung"!. Die Alternative zur Bahnverladung ist also nur der Weg über den Katschbergpass in 1641 m.ü.A mit einer durchschnittlichen Steigung von 13% und Teilstücken, die immerhin 18% und 20% Steigung aufweisen.

Das ist eine echte Herausforderung für trommelgebremste und, nach heutigen Gesichtspunkten, total untermotorisierte Oldtimer. Erst 1967 bringt der Felbertauerntunnel, als die Untertunnelung der Hohen Tauern, eine weitere Alternative. 1974 wird dann der Katschbergtunnel eröffnet.

Vater Paul sammelt Pässe

Vater Paul liebt Passstraßen!


OPEL Rekord A - Baujahr 1963-1965

Kennzeichen: AC - AD 100 - (1,5 l, 55 PS, Bj. 1963)

Vater Pauls ganzer Stolz 1963 - Jeder Groschen wird gespart. Der Rekord A wird bestellt und wird geliefert; in rot mit weißem Dach und mit 1500ccm und 55 PS! - das erste Neufahrzeug, daß die Familie besitzt!

Es ist einer der ersten Rekord A's, die zu der Zeit in Stolberg laufen und er sieht schon schick aus, mit seinen Weisswandreifen und den Chrome-Ringen auf den Felgen. Die Radioantenne wird hinten platziert. Das hat was. Ja hat auch was mit den Radiostörungen durch die Zündung zu tun - glauben wir.

Vater Pauls ganzer Stolz und die Familie schon mit!
Jetzt haben wir es aber wirklich geschafft!

Der Jahresurlaub am Wörthersee klappt auch. Was willst Du eigentlich noch mehr?

Family unterwegs... ...der darf noch nicht fahren.

Vater Pauls Rekord B Im Juli 1965 kommt der Opel Rekord B. Im Prinzip ein "gefacelifteter" Rekord A, aber mit dem neuen CIH- Motor. Dieses Auto ist nur ein Übergangsmodell zum Rekord C und wird nur 11 Monate gebaut.

Vater Pauls Neuer hat 1,5 l mit 60 PS und ist wieder rot mit weißem Dach.

Die Freude am Neuen währt nicht lange, weil Ende 65 die Idee gebohren wird: "Wir bauen ein Haus!"

OK - der Rekord wird also verkauft und als "Baufahrzeug" wird wieder ein Opel Rekord P1 von 1959 angeschafft.