Opa Jakobs Autos

Die Anfänge des Automobilbaus

Opa Jakob und Kameraden - colle Typen!

Opa Jakob wird 1896 in Kalterherberg (Eifel) geboren und erlebt, als neugieriger junger Bursche, die Anfänge der Automobilgeschichte hautnah mit.

Schon früh interessiert er sich für Technik und schlägt den Beruf des Maschinenbauers ein. 1922, also mit 26 Jahren, legt er die Meisterprüfung vor der IHK-Aachen ab und wird später Maschinenbau-Ingenieur.

Das Bild rechts ensteht wohl zu Anfang des 1. Weltkriegs (ca. 1914), also vor mehr als 100 Jahren und der schneidige Bursche mit der coolen Fahrerbrille in der Mitte ist Opa Jakob. Das mit dem "Opa" ist ihm zu dem Zeitpunkt mit Sicherheit noch nicht klar. Die Jungs tragen die frühe Ausführung der typischen Sonderbekleidung für Kraftfahrer, die ab 1907 eingeführt wird: Angelehnt an die zweireihige Litewka, wird die Schutzbekleidung in Leder oder Drillich ausgeführt. Die hoch geschlossenen blauen Stoffkragen erhalten schwarze Kragenspiegel mit roten Vorstößen. Auf den Kragenspiegeln ist eine Metallauflage in Form eines Automobils angebracht und auf den Schulterstücken ein geschwungenes "K" - das Emblem fehlt auf Opa Jakobs Kragen(?).

Das sind schon kernige Burschen zu ihrer Zeit, so haben sie doch mit knapp 20 Jahren einen Weltkrieg um die Ohren und eine unsagbare Weltwirtschaftskrise vor der Brust.

Einige Bilder aus Opas Zeit wollen wir im Folgenden Revue passieren lassen.


Opa und die ersten Trucks

Wir waren ja nicht dabei, damals!

Jedenfalls hat Opa Jakob während des 1. Weltkriegs definitiv mit Autos zu tun. 18 Jahre alt ist er beim Ausbruch des Krieges und 22, als er zu Ende ist.

Opa Jakob (Pfeil) mit Truck - II 403!

Die "Trucks" von damals mit Vollgummireifen und Opa Jakob mittendrin. Die Nummernschilder an den Trucks (II 401 - II 404) deuten mit den römischen Ziffern "II" auf den Bezirk Kreishauptmannschaft Dresden (1906-1932) hin. Regent ist seit 1904 Friedrich August III., König von Sachsen (bis 1918). Wie kommt Opa Jakob da hin? Da es sich scheinbar um zivile Kennzeichen handelt, hat es wohl nichts mit der Mobilmachung, die Kaiser Wilhelm II. am 1. August 1914 verkündet, zu tun. Wir wissen es nicht!


Kriegstage 14/18

Es gibt schon noch einige Bilder aus den Kriegstagen. Scheinbar sind wir hier irgendwie beim Nachschub. Jedenfalls sind die Mannen mit den gleichen Trucks wie auf dem großen Bild unterwegs - siehe II 403 (die "0" ist verschmiert?). Opa Jakob ist definitiv an der lässigen Haltung und der schief sitzenden Fahrerbrille auf der Mütze zu identifizieren.

Um welche Fahrzeugmarke es sich handelt, ist uns nicht klar. Was auffällt ist, dass die Trucks allesamt Rechtslenker sind. LKW von Mannesmann-MULAG aus Aachen sind es jedenfalls nicht. Die hatten eckige Kühler.

Im Kriegseinssatz 14/18?

Normalität in den 20ern?

...wieder geregelte Arbeit. Am 5. Juli 1922 wird Opa Jakob die "Meisterprüfung im Handwerk der Maschinenbauer" von der Handwerkskammer Aachen bescheinigt. Also muss er nach dem 1. Weltkrieg wieder in die alte Heimat gekommen sein. Dazu passt auch, dass Vater Paul als jüngstes Kind der Jansens im Januar 1925 in Stolberg geboren wird. Wir wissen von Gerüchten, die Opa Jakob Mitte der 20er Jahre einen Betrieb als Maschinenbaumeister nachsagen. Er soll sich in der Zeit auch als Fahrlehrer betätigt haben.

So um die 30 schlägt Opa Jakob seine Zelte in Wuppertal-Elberfeld auf. Er ist damit beschäftigt, Lastwagen zu reparieren oder zu bauen(?). Was will das Bild uns bloß sagen?

Jedenfalls werkeln die Mannen, unter Opa Jakobs Anleitung, an einem robusten Fahrwerk mit einem Monstrum von Triebwerk.

Obwohl der Schlauchreifen bereits 1902 von Dunlop in Amerika erfunden wurde, scheint das Continental-Poster (damals waren es wohl noch Emailleschilder) an der Wand wohl keinen "Pneu" zu zeigen. Die Rückseite eines der Bilder dokumentiert: Jakob Jansen, W.-Elberfeld, Auf dem Nützenberg 35.


Opa und die 30er Jahre

Aus Opa Jakobs frühen Jahren! Wann Opa Jakob nach Leipzig zieht wissen wir nicht. Er übernimmt dort die Betriebsleitung einer Opelwerkstatt. Soviel ist klar.

Leider haben wir nicht frühzeitig gefragt. Heute ist keiner mehr da, zum Antworten - schade.

Wer auf dem rechten Bild abgelichtet ist, wird wohl auch für immer im Dunklen bleiben. Das Fahrzeug ist ein FORD Modell A Sportcoupé mit "Schwiegermuttersitz" im Heck, das von 1928 bis 1931 u.a. auch in Köln gebaut wurde.

Großeltern unterwegs...

Spaß am Leben... Anscheinend sind Oma und Opa viel mit ihrem BMW 319 Tourer ( einer von 75 gebauten) unterwegs - Spaß haben sie jedenfalls.

Oma und Opa haben es Anfang der 30er scheinbar zu bescheidenem Wohlstand gebracht und sind mit ihren Freunden viel auf Achse.
Opa Jakob und Oma Anna genießen das Leben...

Scheinbar haben sie sich zwischenzeitlich auch einen anderen Wagen zugelegt: Ein Mercedes 170H ist von jetzt an das bevorzugte Gefährt - eine Mercedes Cabrio-Limousine mit 1700 ccm und längs im Heck eingebautem Motor (deshalb das "H" im Namen) - eins von 1507 gebauten Fahrzeugen diesen Typs - okey.....

Die nächste Katastrophe ist nicht mehr weit weg. Ob sie schon etwas ahnen? Sieht nicht so aus...

Das Mädel rechts dürfte Vater Pauls große Schwester sein. Sonst ist von den übrigen beiden Kindern, die bis 1925 alle da sind, nichts zu sehen.

Am 17. März 1929 übernimmt General Motors 80% der Firmenanteile von Opel. 1931 werden auch noch die restlichen 20% an GM verkauft. Aus dieser Zeit stammt das folgende Bild, wo Opa Jakob an einer Schulungsmaßnahme in Berlin teilnimmt. Das Bild zeigt die Mannschaft vor der Siegessäule, die bis 1938 noch in unmittelbarer Nähe zu Bismarkdenkmal und Reichstagsgebäude auf dem Königsplatz (heute Platz der Republik) steht. In den Jahren 1938/39 werden Bismarkdenkmal und Siegessäule, in Vorplanung zur "Welthauptstadt Germania", an und auf den Großen Stern verschoben.

GM Schulung in Berlin

Die Rückseite sagt: "Fahrt durch ganz Berlin zum Wannsee. Andenken des Schulbesuchs in Berlin bei General-Motors Werke"
Die beiden Jungs auf dem Bild könnten Vater Paul und sein älterer Bruder August sein. Die Haartracht im Gesicht einiger Herren - auch bei Opa Jakob - erinnert frappierend an Herrn Chaplin, den Stummfilmstar.

Und dann nimmt das Unheil langsam seinen Lauf. Die braunen Herren übernehmen die Macht und Opa Jakob muss wieder "dienen".

Der Kleine mit dem Zettel ist unser Opa Jakob

Als Mitglied der Gruppe Instandsetzung KFZ hat er das Glück, auch dieses Disaster heil zu überstehen...
Um nichts in der Welt möchten wir mit ihm getauscht haben.


Opa Jakobs BMW 319 Tourer

Aus Opa Jakobs frühen Jahren!

Basisdaten BMW 319 Tourer

Bauzeit:
Leistung / Hubraum:
Höchstgeschwindigkeit:
Motorart:
Verkaufspreis:
Einheiten:
April 1935 bis April 1936
45 PS aus 1911 ccm
115 km/h
6-Zylinder Reihenmotor
RM 4.500
75

Motor

Motorart:
Bohrung x Hub:
Hubraum:
Leistung:
Verdichtung:
Ventile:
 
Gemischaufbereitung:
6-Zylinder Reihenmotor
65 x 96 mm
1911 ccm
45 PS bei 3750 U/min
1 : 5,6
hängend, Betätigung über Stoßstangen und Kipphebel,
Nockenwelle im Kurbelgehäuse
2 Solex Steigstromvergaser 26 BFLVS mit Startautomatik

Kraftübertragung

Kupplung:
Schaltung:
Getriebeübersetzung:
Rückwärtsgang:
Antriebsübersetzung:
Einscheiben-Trockenkupplung
Viergang-Mittelschaltung
1 : 3,65 / 1 : 2,22 / 1 : 1,51 / 1 : 1
1 : 3,67
1 : 4,4

Elektrische Anlage

Lichtmaschine:
Batterie:
Zündkerzen:
90 W
6 V 75 Ah
Bosch DM 175/1

Fahrwerk

Karosserie/Fahrwerk:
Vorderradaufhängung:
Hinterradaufhängung:
Felgen:
Bereifung:
Bremsen vorn:
Bremsendurchmesser vorn:
Bremsen hinten:
Bremsendurchmesser hinten:
Stahlrohr-Doppeltiefrahmen mit 3 Kastenquerträgern
1 obere Querfeder, untere Querfeder, hydraulische Hebelstoßdämpfer
Starrachse, Halbelliptikfedern, hydraulische Hebelstoßdämpfer
3,25 D x 16 Tiefett
5,25 x 16
mechanische Innenbackenbremsen
230 mm
mechanische Innenbackenbremsen
230 mm

Maße und Gewichte

Länge x Breite x Höhe:
Radstand:
Spurweite vorn:
Spurweite hinten:
Leergewicht:
Zulässiges Gesamtgewicht:
Kraftstoffverbrauch:
3900 x 1500 x 1550 mm
2400 mm
1153 mm
1270 mm
850 kg
1200 kg
11-12 l/100 km

Beschreibung

Weitgehend parallel zum Typ 315 bot BMW Mitte der dreißiger Jahre den stärkeren 319 an. Bis auf die drei Chromzierleisten an den seitlichen Belüftungsgittern der Motorhaube waren beide Modelle optisch identisch. Unter der Haube arbeitete im BMW 319 der neue 1,9 Liter Sechszylindermotor, der im Roadster 319/1 sein Debut gefeiert hatte. Neben der Limousine gab es eine Kabriolett-Limousine, einen Tourenwagen, ein 4-sitziges Kabriolett, ein 2-sitziges Sport-Kabriolett von Reutter und ein 2-sitziges Kabriolett von Dauz.

Karosserievarianten

75 Tourenwagen

Sondermodelle

Daneben gab es auf Kundenwunsch gebaute Sonderausführungen, wie z.B. von Wendler oder Weinberger. Außerdem wurden wenige Fahrgestelle im Auftrag der Wehrmacht als leichte Kübelwagen karosseriert.

Quelle: BMW Classic


Wiederaufbau

Am Ende des Krieges, dem 2.9.1945, stehen alle Uhren wieder auf Null!
Opa Jakob ist jetzt 39 und sicher froh, dass alles vorbei ist. Zwar verortet ihn der Eintrag im Leipziger Adressbuch von 1949 noch als Jansen, Jakob - Ing. nach Leipzig in die Geschwister-Scholl-Str. 18, aber er ist wohl doch inzwischen mit seiner Familie "im Westen" in Gladbeck gelandet und arbeitet jetzt bei Mercedes in Essen.

Wiederaufbau bei LUEG in Essen!

Die Bildrückseite sagt: Fahrzeug-Werke Lueg GmbH, Essen; Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag - Essen, 28.2./1.3.50

Die 50er und 60er Jahre des vorigen Jahrhunderts sind regelrechte Boom-Jahre.
Opa Jakob macht einen guten Job und kann schon bald im eigenen Benz (180D) durch die Lande brausen.

Mit dem Benz wird Tante Leni (Opa Jakobs Schwägerin) besucht und so mancher Kurztrip unternommen.
Auf dem Bild ist das Enkeltöchterchen etwa 5 Jahre alt, so dass wir die Aufnahme ins Jahr 1957 datieren.

Mercedes 180 (W120 - 1953-1957) in Stolberg

Das gleiche Automodell mit anderem Kennzeichen zu Besuch in Stolberg, ebenfalls ein Mercedes 180 (W120 - 1953-1957).

Anfang der 60er wird Opa Jakob endlich Rentner und möchte 1968 nach Stolberg übersiedeln. Er hat die 70 gepackt und fährt jetzt einen DKW Junior.
Mal sehen, ob wir in den Analen auch von diesem Auto noch ein Foto finden.

Bleibt noch nachzutragen, dass Opa Jakob gerade mal 72 Jahre alt wird - schade eigentlich.